PRESSEINFORMATION ANLÄSSLICH DER ERÖFFNUNG DER AUSSTELLUNG

Reise ohne Wiederkehr. Wege in das Grauen

14. Oktober 2011

PRESSEINFORMATION ANLÄSSLICH DER ERÖFFNUNG DER AUSSTELLUNG

Reise ohne Wiederkehr. Wege in das Grauen
(16. Oktober – 27. November 2011)

Ort: Pelzerhäuser11+12
Pelzerstraße 11+ 12
26721 Emden

Eröffnung: 16.10.2011, 11:30 Uhr, Pelzerhaus11


Öffnungszeiten: Di-So 11:00-18:00 Uhr


Ansprechpartner: Dr. Rolf Uphoff
Tel.: 04921 – 87 14 01
Mail: rolf.uphoff@emden.de

Pressekontakt: Diethelm Kranz M. A.
Tel. 04921 – 87 20 58
Mail: landesmuseum@emden.de
www.landesmuseum-emden.de


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Im April 1933 führte die Emder SA im Zuge einer reichsweiten Aktion einen von Gewaltausbrüchen begleiteten Boykott gegen jüdische Geschäfte durch. Infolge dieser Repressionen kam es zu einer ersten kleineren Auswanderungswelle jüdischer Bürger. Die Zahl der jüdischen Gemeindemitglieder in Emden sank von 700 im Jahre 1925 auf 620 im Jahre 1935. Nach dem Inkrafttreten der NS-Rassengesetze im September 1935 wanderten weitere jüdische Einwohner der Seehafenstadt aus. Am 1. September 1937 lebten hier noch 500 Juden. Das Jahr 1938 brachte die endgültige Zerstörung der jüdischen Gemeinde in Emden. Am 28. Oktober 1938 wurde allen jüdischen Bewohner Emdens, die aus Osteuropa eingewandert waren, mitgeteilt, dass sie nach Polen ausgewiesen werden würden und 20 Kilogramm Gepäck mitnehmen dürften. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges lebten in Emden noch 320 jüdische Frauen, Männer und Kinder. Ihre Gemeinde hatte aufgehört zu existieren und ein menschenwürdiges Leben wurde für sie immer schwieriger. Aber nach dem Beginn der Kampfhandlungen in Europa war der Weg aus dem deutschen Machtbereich in die Freiheit versperrt.
Seit Mai 1939 waren die jüdischen Einwohner auch räumlich von der Mehrheitsbevölkerung getrennt, indem sie ihre bisherigen Wohnungen räumen und in „Judenhäuser“ ziehen mussten. In Emden wurden die Juden in Gebäuden der ehemaligen Israelitischen Gemeinde konzentriert. Das waren das Altenheim an der Schoonhovenstraße, das Waisenhaus / Altenheim an der Claas-Tholen-Straße, das ehemalige Rabbinats-Gebäude an der damaligen Webergildestraße, ein Gebäude des ehemaligen Kaufhausbesitzers Valk an der Straße Zwischen beiden Bleichen und ein Gebäude an der Boltentorstraße.
Ab Februar 1940 mussten zahlreiche weitere jüdische Familien Emden verlassen. Sie wurden nach Berlin, Frankfurt am Main und in andere Städte im Inneren Deutschlands mit größeren jüdischen Gemeinden geschickt. Bleiben konnten die Bewohner des jüdischen Altenheims und die mit christlichen Partnern verheirateten Jüdinnen und Juden, die in einer sogenannten „privilegierten Mischehe“ lebten.
Nach dem Angriff auf Polen im September 1939 und der Annexion der Stadt Lodz, die im April 1940 in Litzmannstadt umbenannt wurde, erfolgte dort die Einrichtung eines Ghettos, das in der Sprache der Besatzer „Wohngebiet der Juden“ genannt wurde. Im September 1941 ordnete Hitler die Ausweisung aller Juden aus dem Reichsgebiet an. Am 18. Oktober 1941 transportierte die Gestapo die letzten jüdischen Bürger aus Aurich und Norden zum jüdischen Altenheim in der Claas-Tholen-Straße. Ihre Namen wurden in die Meldelisten der Stadt Emden aufgenommen. Am 22. Oktober verließen 23 gebrechliche Personen das Altenheim mit einem Omnibus, um in das jüdische Altenheim in Varel gebracht zu werden. Hier blieben die Emder bis zum 23. Juli 1942. Dann erfolgte die Deportation nach Theresienstadt.
Am 23. Oktober 1941 mussten die übrigen Bewohner des jüdischen Altenheims Emden verlassen und wurden per Eisenbahn nach Litzmannstadt deportiert. Die ersten Todesfälle unter den in das Ghetto eingewiesenen Juden aus Emden, Aurich und Norden ereigneten sich im November 1941. Im folgenden Jahr wurden die Ostfriesen jüdischen Glaubens, die den harten Winter überlebt hatten, in Kulmhof (Chelmno) ermordet.

Die Ausstellung in den Pelzerhäusern11+12 zeigt eine Auswahl an vergrößerten Fotografien, die Anfang der 1940er Jahre im Ghetto Litzmannstadt aufgenommen worden sind. Zur Verfügung gestellt wurden diese Zeitdokumente von Frau Ewa Glubinska, Staatsarchiv Lodz, und vom Jüdischen Museum Frankfurt am Main aus der „Sammlung Walter Genewein“.

Im Rahmen der Ausstellung wird am 23. Oktober 2011, um 11:00, Dr. Andrea Löw im Forum der Volkshochschule Emden einen Vortrag zum Thema „Juden im Ghetto Lodz“ halten. Außerdem wird wie in jedem Jahr am 9. November 2011, um 17:30 Uhr, eine Gedenkveranstaltung am Synagogen-Denkmal in der Bollwerkstraße stattfinden. Amke Deterts, Tomke Fabig und Swana Kessler – Schülerinnen des Johannes-Althusius-Gymnasiums – werden die Gedenk-Rede halten. Um 19.00 werden dann Dennis Lenzhölzer und Jan Mensching – ebenfalls Schüler des JAG – im Forum der VHS Emden einen Vortrag zum Thema „Deportation der Juden aus Emden“ halten.

Beteiligt an der Konzeption und der Realisierung dieser Ausstellung waren:
Dr. Rolf Uphoff, Leiter des Stadtarchivs und Vorsitzender der Max-Windmüller-Gesellschaft e. V.
Gero Conring, Lehrer an der BBS II Emden und Schriftführer der Max-Windmüller-Gesellschaft
Aiko Schmidt M. A., wissenschaftlicher Mitarbeiter am Ostfriesischen Landesmuseum Emden
Ralf Hambach, Lehrer am JAG Emden
Diethelm Kranz M. A., wissenschaftlicher Mitarbeiter am Ostfriesischen Landesmuseum Emden
Donjeta Abazi, Schülerin am JAG
Christoph Amelsbarg, Schüler am JAG
Hendrik Jan Beninga, Schüler am JAG
Amke Deterts, Schülerin am JAG
Alexander Eggerking, Schüler am JAG
Tomke Fabig, Schülerin am JAG
Dirk Heße, Schüler am JAG
Katja Janssen, Schülerin am JAG
Swana Kessler, Schülerin am JAG
Jonas Koch, Schüler am JAG
Jannes König, Schüler an der Herrentorschule
Jan Kruse, Schüler am JAG
Daje Lendzion, Schülerin am JAG
Dennis Lenzhölzer, Schüler am JAG
Jan Mensching, Schüler am JAG
Patrik Meyer, Schüler am JAG
Keno Müller, Schüler am JAG
Calvin Schmäler, Schüler am JAG
Jannes Schulte, Schüler am JAG
Henning Schwoon, Schüler am JAG
Tina Stachowski, Schülerin am JAG
Matthias Starosta, Schüler am JAG
Johanna Wegmann, Schülerin am JAG
Marianne Claudi, Max-Windmüller-Gesellschaft
Yvonne Heinze, Lehrerin an der BBS I Emden
Marie Werth