Übergabe einer Schenkung aus den Niederlanden
„Ostfriesen kehren heim“
5. April 2012
von links nach rechts:
Dr. Kolck, Vorsitzender der „Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer“, - Prof. Dr. Bonno Thoden van Velzen, Huijbergen, - Prof. Dr. Diura Stobart-Thoden van Velzen, London, (Tochter von Prof. Thoden van Velzen),- Dr. Annette Kanzenbach, Ostfriesisches Landesmuseum Emden, - Hiske Margretha Thoden van Velzen, Nijmegen, (Tochter von Prof. Thoden van Velzen).
Auf dem Boden sitzen die 5 Enkelkinder von Prof. Dr. Bonno Thoden van Velzen
Anlässlich der Übergabe einer Schenkung aus den Niederlanden hatten zu heute - dem 5. April 2012 - die „Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer“ (im Folgenden: 1820 die KUNST) und das Ostfriesische Landesmuseum Emden zum Pressegespräch in den Rummel des Museums eingeladen.
Prof. Dr. Bonno Thoden van Velzen aus Huijbergen und seine Tochter Prof. Diura Stobart-Thoden van Velzen aus London übergaben vier Bildnisse ihrer Vorfahren an „1820 die KUNST“. Die Schenkung gab Gelegenheit zu einem Familientreffen der ganz besonderen Art. Herr Professor Thoden van Velzen war zusammen mit den Familien seiner beiden Töchter nach Emden gekommen und hatte vier Bildnisse seiner Vorfahren mitgebracht.
Am Pressegespräch nahmen weiter teil Herr Dr. Kolck als Vorsitzender von „1820 die Kunst“, Frau Stahl als Mitglied des Vorstands, Dr. Annette Kanzenbach als Vertretung des Ostfriesischen Landesmuseums Emden sowie Frau Else Meyer aus Emden und ihre Tochter Prof. Dr. Birgit Meyer aus Utrecht. Frau Else Meyer war es gewesen, die bei einem Besuch im Museum zuerst über den Namen Thoden van Velzen „stolperte“, hieß doch genau so der niederländische Doktorvater ihrer Tochter. Damit war der Stein ins Rollen gekommen.
Am Anfang stand ein Bildnis aus der Dauerausstellung des Museums, das den Emder Bürger Bonno Adolph Thoden van Velzen (1729-1795) zeigt. Ein Bildnis von dem Bruder dieses Bonno befand sich noch im Besitz von Prof. Bonno Thoden van Velzen, dessen Vorfahren im 13. Jahrhundert aus Holland nach Ostfriesland emigriert waren und dort spätestens seit dem frühen 17. Jahrhundert den Namen Thoden van Velzen trugen. Die Mitglieder der Familie waren in Norden, Eilsum, Emden, Rysum und Midlum tätig bzw. dort verheiratet. Der Bruder des Emder Bonno, Eggo Ulphard, hatte zuletzt die Pastorenstelle in Midlum im Rheiderland inne. 1792 ließ er sich und seine Tochter von dem in Weener lebenden Maler Wessel Lubbers porträtieren. Auch deren Bildnis war noch in der Familie vorhanden sowie zwei weitere, die dessen Sohn zeigten, der als Pastor nach Friesland übergesiedelt war, wo er wie später sein Sohn als Pastor wirkten, wobei letzter wiederum mit einer Ostfriesin verheiratet war.
Es waren noch vier eindrucksvolle Bildnisse die Herr Prof. Thoden van Velsen bzw. seine Tochter Diura von ihren Vorfahren besaßen. Sie hatten sich bereits gefragt, wo diese Werke in Zukunft am besten aufgehoben sein würden, um sicher verwahrt und gut gepflegt noch weitere Jahrhunderte zu überdauern. Nun entschieden sie sich, die Bilder an das Ostfriesische Landesmuseum zu geben, also zurück in die Region, aus der die Dargestellten stammten und zugleich an das Museum, das schon weitere Bildnisse der Familie beherbergte.
Immer hatte es „1820 die KUNST“ als ihre Aufgabe angesehen, die Kunst- und Kulturzeugnisse der Region zu sammeln und zu bewahren. In diesem Zusammenhang hatte sie schon früh auch einer Porträtsammlung für Ostfriesland große Aufmerksamkeit gegeben. 1907 schenkte ihr deshalb Maria Remmersen mehrere Bildnisse, zu denen drei Mitglieder der Familie Thoden van Velzen gehörten. Von einer Art „Familienzusammenführung“ könnte man also bei der heute vorgenommenen Schenkung durchaus sprechen. Zugleich wird aber auch der besondere Wert solcher Porträtsammlungen deutlich, auch wenn die Museen nicht immer alle Stücke in der Dauerausstellung präsentieren können.
Man darf aber durchaus noch weiter denken: Porträts führen Menschen vor Augen, die in ihrer Zeit wirkten. Geht man den Spuren nach, so erfährt man nicht nur ein Stück Persönlichkeitsgeschichte, sondern auch ein greifbares Stück Kunst- und Kulturgeschichte. Dabei steht die Familie Thoden van Velzen für eine Zeit ganz selbstverständlicher, enger Verbindungen zwischen Ostfriesland und den Niederlanden, wie es Herr Prof. Thoden van Velzen gelegentlich des Pressegespräches anschaulich berichtete. In einer Übersetzung ins Deutsche sind seine Ausführungen dieser Pressemitteilung beigefügt.
Und nicht nur die Dargestellten, sondern auch die Maler solcher Porträts sind für die Museen interessant. Zwei der heute übergebenen Werke schuf der Porträtmaler Wessel Lubbers, der zunächst in Weener und ab ca. 1800 in Groningen tätig war, wo sich viele Professoren von ihm malen ließen. Das Museum besaß bis heute nur ein einziges Werk von ihm, das 1778 gemalte Porträt von Johann Gerhard Rösingh (1760-1827), zuletzt Superintendent in Jemgum. In ostfriesischem Privatbesitz ist jedoch manches andere Werk von ihm erhalten.
Wir danken der Familie Thoden van Velzen sehr herzlich für die Bildnisse, die in vielerlei Hinsicht eine wichtige Bereicherung der Sammlungen von „1820 die KUNST“, einer der Trägerinnen des Ostfriesischen Landesmuseums Emden, darstellen.