Das Landesmuseum bewegt Volkswagen

v.l. Bernd Entelmann Dr. Carsten Jöhnk und Aiko Schmidt freuen sich über einen Passatmotor als besonderes Exponat. Fotos: Dagmar Köhler

27. März 2014

Dieses Jahr feiert das Volkswagen Werk Emden sein 50-jähriges Bestehen und blickt auf eine automobile Erfolgsgeschichte zurück. Das Ostfriesische Landesmuseum Emden greift das Werksjubiläum auf und gibt in der Sonderausstellung Als der Käfer nach Emden kam… – 50 Jahre Volkswagen in Ostfriesland im Rathaus am Delft Einblicke in die Geschichte und Entwicklung des Emder Produktionsstandortes.

„Der besondere Reiz und Herausforderung zugleich bestand bei der Konzeption der Ausstellung darin, einerseits die Chronologie seit 1964 aufzugreifen und andererseits einzelnen thematischen Schwerpunkten wie dem Bau des Werkes genügend Raum zu geben,“ erläutert Museumsdirektor Dr. Carsten Jöhnk im Vorfeld der Ausstellungseröffnung am 30. März.

Die Schau ist in Jahrzehnte gegliedert, wobei jeder Dekade wiederum ein Schwerpunktthema zugeordnet ist. In den 1990er Jahren liegt der Fokus beispielsweise auf der neuen Lackiererei und der Errichtung eines werkseigenen Bildungs- und Gesundheitszentrums. Gäste können in der Sonderausstellung ausgewählte Trainingsmethoden ausprobieren, die beidhändiges Arbeiten in der Automobilproduktion schulen sollen.

Bernd Entelmann aus dem Ausstellungsteam berichtet: „Zu allen größeren Themenkomplexen haben wir Interviews mit aktuellen oder ehemaligen Werksmitarbeitern geführt. Diese sind eine wichtige Ergänzung zu Exponaten und Illustrationen und eine ergiebige Wissensquelle.“ An sieben Medienstationen sind die Erläuterungen der Zeitzeugen zu verfolgen.

Der Ausstellungsraum wird eingefasst von einer 37,40 Meter langen Zeitleiste, in die Bildmaterial und Informationen zur Werks- und zur Kulturgeschichte für jedes einzelne Jahr eingearbeitet worden sind. Grafisch ist dieses Zeitpanorama einer Straße nachempfunden. Der wissenschaftliche Mitarbeiter des Landesmuseums Aiko Schmidt M. A. berichtet: „Die Geschichtswerkstatt Volkswagen hat uns dankenswerterweise historisches Bildmaterial in beträchtlichem Umfang zur Verfügung gestellt.“ Zahlreiche Leihgaben haben das Volkswagenwerk Emden und die Volkswagen Aktiengesellschaft Wolfsburg zur Verfügung gestellt. Zu den Leihgebern zählen weiterhin neben Privatsammlern das Stadtmuseum Wolfsburg und der Oldtimerclub Deichboxer.
Hingucker sind je ein Käfer- und Passatmotor und Modelle im Maßstab 1:43 aller in Emden jemals gebauter Fahrzeugtypen.

Begonnen hat alles im Jahr 1963: Mit der Entscheidung des Volkswagen Konzerns, in der westlichsten Seehafenstadt des Landes ein Werk für die Produktion des VW Käfers zu errichten, sind in wenigen Monaten Bauzeit vier Werkshallen hinter dem Seedeich entstanden. Im Dezember 1964 sind die ersten VW Käfer vom Band gerollt und fortan über eine Verschiffungsanlage nach Nordamerika und Japan verfrachtet worden. „Heute ist das Volkswagen Werk Emden ist der wichtigste industrielle Arbeitgeber in Ostfriesland und wirtschaftlicher Motor der ganzen Region,“ unterstreicht Jöhnk.

Die Sonderausstellung „Als der Käfer nach Emden kam… – 50 Jahre Volkswagen in Ostfriesland“ gibt in einem Gang durch die Geschichte der letzten fünf Jahrzehnte Einblicke in das Emder Werk, begonnen mit den ersten Produktionsjahren, über die Entwicklung zum weltweiten Leitwerk für den VW Passat, den kontinuierlichen Verbesserungen von Arbeitsbedingungen für die Belegschaft, bis hin zum Ausbau einer nachhaltig agierenden Automobilfabrik für die Zukunft.

Teil des umfangreichen Begleitprogramms der Ausstellung ist eine Vortragsreihe zum Thema „Mensch – Mobilität – Moderne“ die am 20. Mai mit dem Vortrag von Thomas Laaken, Volkswagen Emden, zu dem Projekt Think Blue. Factory. ihren Anfang nimmt.
Kinder können am 9. Mai in einer „Nachtschicht“ die Ausstellung kennenlernen und im Museum auch übernachten. Darüber hinaus werden zahlreiche öffentliche Führungen durch die Ausstellung angeboten.