Stadtansicht Emdens zurück aus Venedig

v.r. Dr. Annette Kanzenbach und die Restauratorin Sybille Kreft besprechen vor dem Gemälde Restaurierungsmaßnahmen.

27. Juni 2014

Emden / Ab sofort ist die Stadtansicht Emdens von Johann Mencke wieder an ihrem Stammplatz in der Dauerausstellung des Ostfriesischen Landesmuseums Emden im zweiten Obergeschoss des Rathauses am Delft zu sehen. Nach einer Restaurierung und Ausleihe von insgesamt rund acht Monaten ist sie nun aus Venedig zurück.

„Wir freuen uns sehr, das für die Geschichte Emdens wichtige Gemälde nun wieder in unserer Dauerausstellung präsentieren zu können nachdem es in Italien bei einer prominenten Sonderausstellung zu sehen war.“, betont der Museumsdirektor Dr. Carsten Jöhnk. Das im Auftrag des Magistrats im Jahr 1616 gemalte Bild ist von Februar bis Mai Teil der Schau „Das Abbild der europäischen Stadt von der Renaissance bis zum Zeitalter der Aufklärung“ (L’immagine della città europea das Rinascimento al Secolo die Lumi) im Museum Correr in Venedig gewesen. Hier sind Stadtansichten in Form von Gemälden aber auch Grafiken wie beispielweise Stadtpläne aus ganz Europa zusammengetragen worden, die sowohl die künstlerische Entwicklung innerhalb des Themas nachvollziehbar machen sollten wie auch programmatische Entwicklungen.

„Die Ausstellung, die wir präsentieren, ist das ‚in Szene setzen‘ des bemerkenswerten Abenteuers des Porträtierens von Städten“ schreibt der italienische Historiker und Schriftsteller Cesare di Seta als Schirmherr der Ausstellung in der Einleitung des Begleitbandes.

Dort verweist er auch auf Giotto di Bondone (1266 – 1337), der unter anderem als Vorreiter der perspektivischen Darstellung gilt. Diese Errungenschaft spielte in der Malerei nicht nur bei der Schilderung von Städten seit der Renaissance eine zentrale Rolle.

Die Emder Stadtansicht ist ein Paradebeispiel dafür, dass die Perspektive auch programmatisch von Malern und ihren Auftraggebern genutzt worden ist. Mencke hat die Häuserfassaden so hintereinander angeordnet, als ob sie auf einem Hügel stünden, um möglichst viele von ihnen anschaulich zu machen und auf diese Weise die Größe der Stadt zu verdeutlichen. Tatsächlich sehen konnte man das so zumindest nicht, weil die Altstadtwarft, auf der das Zentrum der Stadt stand, tatsächlich nur wenige Meter hoch gewesen ist. Gleichzeitig stellte er das Rathaus am Delft unverhältnismäßig groß dar, so dass die Bedeutung des Gebäudes ins Auge springt: ein Kunstgriff der auch als Bedeutungsperspektive bekannt ist.
Damit die Emder Stadtansicht nach Venedig durfte, musste sie zunächst restauriert werden. „Wir sind dankbar dafür, dass die städtischen Museen Venedigs innerhalb der Zusammenarbeit etwa 2.200 € an Restaurierungskosten übernommen haben,“ freut sich Jöhnk. Welche Bedeutung das Werk Menckes für die Präsentation der Dauerausstellung hat zeigt nicht zuletzt die Tatsache, dass Details des Bildes die Gäste des Ostfriesischen Landesmuseums Emden bereits im Foyer auf einer Leuchtwand empfangen.