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Neu im Ostfriesischen Landesmuseum Emden

„In den Dünen von Langeoog“, Carl Jörres, 1932-1939, sign. unten rechts: Jörres, Öl auf Pappe, 35,5 cm x 45,5 cm, Schenkung des Freundes- und Förderkreises des Ostfriesischen Landesmuseums 2020

seit März

Ein Sommertag in den Dünen von Carl Jörres, 1933/1939

Ein Sommertag an der Küste, der durch die Leichtigkeit des hellen Sonnenlichtes und die saubere, flirrende Luft geprägt ist, gehört für die meisten Menschen zu den besonders schönen Urlaubserlebnissen. Der Bremer Maler Carl Jörres (1870-1947) verbrachte von 1932 bis 1939 die Sommerurlaube mit seiner Frau und seiner Tochter auf der ostfriesischen Nordseeinsel Langeoog und hielt eben solche Eindrücke in atmosphärisch dichten Ölskizzen fest. Manche dieser vor Ort angefertigten Skizzen blieben in seinem Besitz und wurden erst 2001 von der Tochter Felicia Jörres-Wessels auf einer Ausstellung in Worpswede gezeigt, wo sie fast alle rasch ihren Käufer fanden.
Eines der damals ausgestellten Werke wurde jetzt in Bremen verauktioniert und vom Freundes- und Förderkreis des Ostfriesischen Landesmuseums für die Sammlungen der Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer erworben. Dort ergänzt es die schon vorhandene Ölskizze von Carl Jörres, die, 1933 gemalt, in ähnlichem Format eine Brandung auf Langeoog vor Augen bringt.

Beide Gemälde bestechen durch das mit großzügigen Pinselstrichen souverän gestaltete Zusammenspiel aus Nähe und Ferne und aus Licht und Schatten. Im Dünenbild schaut man vom Standpunkt des Malers aus über die durch Sonnenflecken und Pflanzengrün gegliederte, sandige Landschaft hinüber zu einer noch etwas höheren Düne, auf der – ganz klein und von seitlich hinten gesehen – eine Frau mit dunklem Badeanzug und roter Badekappe zu sehen ist. Ihr Blick nimmt den des Betrachters mit in die Tiefe, über die niedrigen Vordünen hinweg auf die See und die Brandung in der Ferne. Im anderen Gemälde hat der Künstler einen Eindruck gemalt, den wir alle kennen, wenn wir bei einem Spaziergang entlang des Flutsaums innehalten und auf die heranrollende Brandung schauen
Carl Jörres gehört im Nordwesten Deutschlands zu den eindrucksvollsten Vertretern des französischen Impressionismus in der Nachfolge des älteren und berühmteren Max Liebermann (1847-1935). Carl Jörres, geboren 1870 in Bremen, hatte privaten Kunstunterricht 1904- bis 1909 bei Moritz Heymann in München und in den Sommermonaten bei Fritz Overbeck in Worpswede genommen. 1918 ließ er sich als freischaffender Maler in Lilienthal bei Bremen nieder, von wo aus er vorzugsweise in freundlichen, sonnigen Stimmungen die vor allem die nähere Umgebung in typisch impressionistischen Skizzen und Gemälden festhielt. Die Neuerwerbung im Ostfriesischen Landesmuseum Emden ist ein höchst eindrucksvolles Beispiel dafür, das zugleich den erst kleinen Bestand an Inselbildern erweitert.

Literaturauswahl: Felicia Jörres-Wessels, Kindheit in Lilienthal. Erinnerungen an Carl Jörres und Henny Stolz, Bremerhaven 1980.- Carl Jörres 1870-1947. Sommer, Sand und Meer. Die Langeooger Bilder 1932-1939. Ausstellung in der Galerie Cohrs-Zirus, Worpswede 9. Juni - 8. Juli 2001, Worpswede 2001

Dr. Annette Kanzenbach
Ostfriesisches Landesmuseum Emden, 18. März 2020

Im Bild v.l.n.r.: Anke Beisser, Vorstandsmitglied des Freundes- und Förderkreises, Dr. Wolfgang Jahn, Museumsdirektor, Dr. Gerold Eilers, Vorsitzender des Freundes- und Förderkreises, Johannes Berg, Vorstandsmitglied von 1820dieKUNST, Dr. Reinhold Kolck, Vorsitzender von 1820dieKUNST, Dr. Annette Kanzenbach, wiss. Mitarbeiterin des Museums (Foto: Tobias Bruns)


Zum Gemälde: „In den Dünen von Langeoog“, Carl Jörres, 1932-1939, sign. unten rechts: Jörres, Öl auf Pappe, 35,5 cm x 45,5 cm, Schenkung des Freundes- und Förderkreises des Ostfriesischen Landesmuseums 2020