Nordaufnahme: örtlich nördlich. - Fotografien aus dem Nordwesten

Pressemitteilung zur Sonderausstellung

Laufzeit: 26. April bis 7. Juni 2009
Ort: 26721 Emden, Pelzerstraße 11+12

Öffnungszeiten: Dienstag, Mittwoch, Freitag, Samstag, Sonntag: 11.00 – 18.00 Uhr
Eröffnung: 26. April, 11:30, Pelzerhäuser 11 + 12 Emden
 

Abbildungen

1. Markus Abeling, Foto: “The missing hand
2. Andreas Burmann, Foto: aus der Reihe „ Auszubildende“ „Restaurantfachmann“
3. Peter Kreier, Foto: aus der Serie „Kutterfahrt“: „Die Möwen der Fischer, 2006“
4. Rüdiger Lubricht, Foto: aus der Serie „Moorland“ „Moorland 2“
5. Folker Winkelmann, Foto: aus der Serie „Feiern fällt uns nicht schwer, doch müssen wieder Siege her“ „Rosa Hund, 2006“
6. Michael Gielen, Foto: „Die Nordsee“ aus der Serie „Ein Tag am Meer“
7. Christine Henke, Foto „Moorstudie“ aus der Serie „Moorstudien I-V“
8. Dirk Lohmann, Foto: „Harlesiel 1“ aus der Serie Harlesiel

Die Fotos können im Rahmen der Berichterstattung über die Ausstellung Nordaufnahme "örtlich-nördlich" zur honorarfreien Nutzung verwendet werden. Jede andere Nutzung der Fotos ist honorarpflichtig gemäß derzeit gültiger MFM Liste. Urhebervermerk und Belegexemplar erforderlich!

Zur Ausstellung

„Nordaufnahme“ ist ein loser Zusammenschluss von rund 70 Fotografinnen und Fotografen, denen der Nordwesten Deutschlands Ausgangspunkt ihrer regionalen, nationalen und internationalen Tätigkeit ist. Seit 2004 präsentiert sich dieses kreative Netzwerk jedes Jahr mit einem anderen Projekt, das die beteiligten Fotografen/innen neben ihrer beruflichen Tätigkeit realisieren.

Für das Jahr 2009 wurde die Ausstellung "örtlich nördlich - Fotografien aus dem Nordwesten" zusammengetragen, die wie in den vorangegangen Jahren auf das fotografische Potenzial in der Region aufmerksam machen soll. 38 freiberufliche Fotografen/innen haben sich mit ihren Interpretationen von „Land und Leuten“ beteiligt und bieten den Besuchern nun einen nicht alltäglichen Blick auf den Nordwesten.

Für „örtlich nördlich“ war jeder Fotograf, jede Fotografin eingeladen, sich mit einer konzeptionellen Arbeit aus mehreren Bildern zu beteiligen. Für die Ausstellung wurden jeweils drei Aufnahmen ausgewählt. Das Ergebnis sind höchst spannende und sehr verschiedene Beiträge zu den Themenbereichen: Porträt, Reportage, Landschaft, Tiere, Sport, Theater, Akt, Kunst und freie künstlerische Gestaltung.

Den Besucher erwartet also ein facettenreiches Bild des Nordwesten, das - aus 120 Fotografien gebaut - für jedes Interesse - für den Einheimischen wie den Besucher des Nordwesten - Vertrautes und Neues, Überraschendes und Witziges, Nachdenkliches und Ästhetisches bereithält. Der einsame Strand, die dramatische Wolkenlandschaft, das geheimnisvolle Moor, der verfremdete Alltagsgegenstand, das versteckte Detail, der pinkfarbene Hund und der scheinbar lachende Seehund versprechen einen ebenso kurzweiligen Besuch mit vielen neuen Eindrücken – auch vom Medium der Fotografie als eine belangreiche Sprache der gegenwärtigen Kunst.

Viele der an der Ausstellung beteiligten Künstler werden bei der Eröffnung anwesend sein und freuen sich auf Ihre Nachfragen. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, der im Ostfriesischen Landesmuseum Emden und im Pelzerhaus 12 zu erwerben ist.

Weitere Informationen zum Netzwerk „Nordaufnahme“ und zu einzelnen Künstlern finden Sie unter www.nordaufnahme.de.

Die Exponate im Überblick

Im Bereich des Porträts reicht der Spannungsbogen von der außergewöhnlichen Polaroidaufnahme einer Schiffsbesatzung (Gaby Ahnert/ Frank Hellmann) bis hin zur übersteigerten Inszenierung von Personen (Matthias Hoffmann). In anderen Fotoserien richtet sich der Blick auf Kinder (Birgit Wingrat), auf Auszubildende (Andreas Burmann), auf Berufswiedereinsteiger (Kathrin Doepner) und auf Bremer Persönlichkeiten (Jan Rathke).

Der Reportage widmeten sich die Beiträge zum Windanlagenbau (Jens Meier) und zur Motoraver-Szene (Hauke Dressler). Kleine Geschichten erzählen drei Bilderserien (Nikolai Wolff, Folker Winkelmann, Nabiha Dahhan).

Küste, Himmel und Landschaft - vielfältige Impressionen vom Badestrand bis zum weggeräumten Strandkorb - findet man bei vier weiteren Fotografen (Michael Gielen, Matthias Ulrich, Dirk Lohmann, Andreas Caspari). Der Nordwesten ist aber auch Moorland, - daran erinnern andere Bilder, die passend zur Thematik schwarz-weiß in Szene gesetzt sind (Rüdiger Lubricht).

Es sind weiter fotografische Impressionen einer Krabbenkutterfahrt zu bewundern (Peter Kreier). Auf andere Weise bestechend sind die Aufnahmen von Robben in freier Wildbahn (Armin Maywald).

Eindrucksvolle Architekturaufnahmen sind die schlicht inszenierten Leuchttürme (Stefan Schorr). Beobachtungen in der Alexanderkirche in Wildeshausen bringen gewissermaßen Licht ins Dunkel. Fotografiert von innen, lässt sich in den Fenster-Öffnungen manche Forme entdecken (Marianne Steinkamp)

Die beiden Beiträge zur Sportfotografie kommen gegensätzlich daher. Die Schwarz-Weiß-Fotografien eines Rugbyspiels zeigen Kraft und Körper, ohne Sportler individuell auftreten zu lassen (Susanne Frerichs). Anders ist es bei den Aufnahmen des brasilianischen Ballzauberers Diego von Werder Bremen. Sie stellen die Spiel- und Lebensfreude des Sportidols in den Mittelpunkt (Carmen Jaspersen).

Bilder von Schauspielern und Schauspielerinnen lassen die Kunst der Darstellung in der Kulisse wie im alltäglichen Umfeld deutlich werden (Marianne Menke).
Persönlichkeit und Körperlichkeit sind auch in den stimmungsvollen Inszenierungen von Frauen in der norddeutschen Landschaft thematisiert (Ingo Wagner).
Ganz im Kontrast zu diesen Bildern stehen die durch Schärfe und Farbigkeit bestechenden Bilder von Männer mordenden Vamps (Martin Hermann).

Licht und Farbe spielen eine besondere Rolle in den Bildern über einen Steinmetzen. Das schmale Hochformat, in das die Motive eingefügt sind, verleiht ihnen den Charakter des Außergewöhnlichen (Otto C. Dahms). Extrem reduziert in Licht und Schatten sind die Aufnahmen einer Winterlandschaft (Petra Camnitzer).

Eine andere Serie bringt Wolken, Zebra und Sonnenschirm in eine inhaltliche Verbindung (Wolfgang Bauer). Im Stil verwandt, sind die farbigen Fotografien, in denen die Motive aus ihrer ursprünglichen Umgebung herausgelöst und in Verbindung mit Wasser gesetzt wurden (Marcus Abeling).

Die freie künstlerische Fotografie will vor allem Emotionen wecken. Durch Unschärfe können die Aufnahmen in ihren Abbildungsfunktionen überhöht werden, wie dies eindrucksvoll die Bilder eines Tümpels (Christine Henke), eine Serie vom Strand (Frank Pusch) und die Langzeitbelichtungen des nächtlichen Bremen (Eike Knopf) vor Augen führen. Vieldeutig und daher großen Interpretationsraum bietet die Folge aus dem Zyklus „Adieu Ancien Régime“ (Axel Koehler). Die Inselbahn von Borkum ist durch eine ungewöhnliche Kombination von vier Bildern ganz dynamisch aufgefaßt (Fritz Dressler). Einen eigentümlichen Blick auf das Land im Nordwesten bieten die Aufsichten auf Autobahnen. Quadratische Ausschnitte der Fahrspuren sind Bildgegenstand geworden (Jörg Sarbach). Verwirrend wirken die Montagen von maritimen Fundstücken (Detmar Schmoll) und verwitterten Schrauben, die auf einen Sternenhimmel montiert, an Planeten erinnern (Michael Bahlo).
 

Das Netzwerk der Fotografen in Nordwestdeutschland: www.nordaufnahme.de
Nordaufnahme – Geschichte

Mit ‚Nordaufnahme’ entstand vor fünf Jahren etwas Gutes aus etwas Schlechtem. Für viele Bremer Pressefotografen/innen begann das neue Jahrtausend katastrophal: seit Jahrzehnten arbeiteten sie zu den gleichen niedrigen Honoraren ohne soziale Absicherung. Nun wurden im Zuge der Digitalisierung ihre Honorare weiter gekürzt, mit dem Argument, sie hätten ja keine Labor- und Materialkosten mehr. Die enormen Investitionen in die neue Technik waren aber trotz der sinkenden Honorare von ihnen aufzubringen. Mit der Digitalisierung wurden Redakteure, Textautoren, Volontäre und Praktikanten in den Redaktionen mit Amateurkameras ausgerüstet und per Arbeitsvertrag verpflichtet, selber Bilder von ihren Terminen mitzubringen. Schließlich wurde die Zusammenarbeit mit vielen freien Bremer Fotografen/innen praktisch über Nacht beendet. Da die meisten von ihnen seit vielen Jahren exklusiv als ‚feste Freie’ für eine Zeitung tätig waren, hatten sie häufig in der Vergangenheit keine Möglichkeit gehabt, sich ein zweites Standbein aufzubauen. Im gleichen Zeitraum wurden Zeitungen eingestellt, verkauft, komplett umstrukturiert, die Belegschaft entlassen und zum Teil zu schlechteren Bedingungen wieder eingestellt. Bremer Redaktionen einiger Umlandzeitungen wurden geschlossen oder outgesourct. Eine Zeitung reduzierte ihre Redaktion und Berichterstattung aus Bremen und fusionierte mehrere Lokalausgaben, eine große überregionale schloss ihre Bremer Redaktion komplett und zog sich aus der Region zurück. Große Fotoagenturen stellten ihre Büros in Bremen in Frage.
Am vorläufigen Ende dieser Sparmaßnahmen zum Jahreswechsel 2002/2003 waren rund 15 Fotografen/innen freigesetzt und in Ihrer Existenz bedroht, einige mehr fürchteten um ihre Jobs.
Während einzelne Kollegen in zum Teil langwierigen Prozessen wenigstens bescheidene Abfindungen erstreiten konnten, wurde der Großteil zum Nulltarif und von der zeitunglesenden Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt abgewickelt.
In dieser Situation hofften zwei Fotografen, etwas Besseres als Jammern und Aufgeben zu finden und mit einer Publikation auf sich aufmerksam zu machen.
Ihrer Einladung zu einem ersten Treffen folgten sechs Kollegen, am dritten Treffen nahmen bereits über 40 Kollegen/innen teil. Sie alle wollten gemeinsam ein Projekt realisieren, das die Fotografie und ihre Produzenten in der Region wieder auf die Agenda bringt.


Nordaufnahme – Gegenwart

Heute stehen hinter ‚Nordaufnahme’ 70 Fotografen/innen aus der Region Bremen-Oldenburg-Ostfriesland, die nicht nur einen der in der Region ansässigen Firmen, Institutionen und Publikationen zu Ihren Kunden zählen, sondern auch überregional und zum Teil international erfolgreich sind.
2004 erschien im Bremer Schünemann-Verlag mit „Nordaufnahme 1“ die erste Publikation – erdacht, produziert und finanziert von 54 Fotografen/innen und von der Bremer Investitionsgesellschaft (BIG) finanziell unterstützt. In dem hochwertigen Buch präsentieren sich die einzelnen Teilnehmer mit ihren Fotos, der Leser erhält aber einen guten Eindruck von der Lebendigkeit und Vielfalt der Fotografie in der Region Nordwest. Das Buch wurde in erster Linie als Aquise-Instrument genutzt, der größte Teil der Auflage – weit über eintausend Exemplare - wurde bundesweit an Verlage, Redaktionen, freie Bildredakteure und sonstige Bildnutzer verschickt.
Für die Fotografen/innen der ‚Nordaufnahme’ sind diese Bücher – ein zweites erschien Mitte 2006 – der Versuch, Entscheider außerhalb der Region auf die Qualität, Versalität und Internationalität der Fotografie und die Fotograf/innen selbst aufmerksam zu machen. Beide Bücher sind dabei mindestens auf Augenhöhe mit den aufwändigen Katalogen der Agenturen.
Parallel betreibt ‚Nordaufnahme’ seit dem ersten Tag seines Bestehens die Internetseite www.nordaufnahme.de, über die zu jedem Fotografen und jeder Fotografin direkt Kontakt aufgenommen werden kann.
Innerhalb der Region präsentiert ‚Nordaufnahme' sich jedes Jahr mit einem GetTogether an wechselnden Orten: in der Bremer Bürgerschaft (2005), dem Design-Zentrum im Wilhelm-Wagenfeld-Haus (2006), im Hafenmuseum im Speicher XI (2007) sowie dem Focke-Museum (2008). Hierzu sind, jeweils unmittelbar nach den großen Sommerferien, Grafiker und Kreative aus den Agenturen, Kulturschaffende, Pressesprecher, Journalisten, Redakteure und Interessierte aus der Politik unsere Gäste.
‚Aus der Region – für die Region’ ist auch unsere Ausstellungstätigkeit. 2005 mit einer großen Gruppenausstellung im Design-Zentrum-Bremen, 2007 mit einer kleineren Ausstellung im Hafenmuseum im Speicher XI, ebenfalls in Bremen. Dieses Jahr (bis 2010) zeigen wir die Ausstellung ‚örtlich nördlich’ in Emden (Ostfriesisches Landesmuseum, April/Juni 2009), Oldenburg (Landesmuseum für Kunst und Geschichte, Juli/Oktober 2009) und auf der Nordwolle in Delmenhorst (Februar/März 2010).
Kleinere Projekte werden von Kollegen/innen eigenverantwortlich in wechselnden Besetzungen durchgeführt, so z.B. ein Büchlein mit Bildern von Pressefotografen anlässlich des altersbedingten Rücktritts des Bremer Bürgermeisters Henning Scherf, erschienen im Schünemann-Verlag, Bremen. Ebenso bei Schünemann erschienen 2005 als aufwändige, bibliophile Kunstdruckmappe die Fotografien mit der Polaroid-Großformat-Kamera von Gaby Ahnert und Thomas Hellmann von der Bremerhavener ‚Sail’ sowie das vielbeachtete Tchernobyl-Buch von Rüdiger Lubricht.


Nordaufnahme – Zukunft

‚Nordaufnahme’ ist ein loser Zusammenschluss von Fotografen und Fotografinnen dieser Region, die neben ihrer hauptberuflichen fotografischen Tätigkeit und einem Wohnsitz in der Region das Interesse an guter Fotografie und deren Vermittlung verbindet.
‚Nordaufnahme’ ist kein Verein, es gibt keine Mitgliedschaft, wohl aber Rechenschaft den Kollegen/innen gegenüber. Es gibt keinen Zwang zur Teilnahme an einzelnen Projekten, daher verändert sich die Teilnehmerzahl in den verschiedenen Projekten.
Vorrangiges Ziel von ‚Nordaufnahme’ ist dabei nicht die Werbung für den einzelnen Fotografen/in, sondern für die Region als Standort guter Fotografie, in der Annahme, das jeder profitiert, wenn Entscheider wissen, dass ihre fotografischen Anforderungen von einem Pool guter Leute aus der Region bedient werden können.
‚Nordaufnahme’ wird dabei weiter zweigleisig arbeiten: mit anspruchsvollen, aufwändigen Publikationen nach außen, mit Ausstellungen, networking und wechselnden Projekten innerhalb der Region.
‚Nordaufnahme’ ist keine Agentur und steht nicht zu den Agenturen der mit ‚Nordaufnahme’ assoziierten Fotografen in Konkurrenz. ‚Nordaufnahme’ verkauft keine Fotos und vermittelt keine Fotografen – über ‚Nordaufnahme’ können gleichwohl Fotografen/innen der Region gefunden und kontaktiert werden.
‚Nordaufnahme’ ist auch der bessere Kontakt der Kollegen/innen untereinander, sowohl in der Kommunikation bei außergewöhnlichen Problemen, als auch bei der alltäglichen Arbeit.
‚Nordaufnahme’ beginnt, Kontaktdaten in verschiedenen Pools zu sammeln (z.B. von Visagisten/innen, Stylist/innen), über einen E-Mail-Verteiler wird nach Modellen oder speziellem Equipment gesucht oder nach Bildern, die ein Kunde benötigt und die man selbst nicht im Archiv hat. ‚Nordaufnahme’ wird daher mittelfristig ein wichtiges Tool für Fotografen/innen, um Synergien zu erzeugen und zu nutzen und somit kosteneffizient zu arbeiten. Dieser Erfahrungsaustausch unter Kollegen ist extrem wichtig.
Beides, die Präsentation fotografischer Qualität nach außen und die kontinuierliche Verbesserung der eigenen Qualität durch weitere Verbesserungen der Kommunikation untereinander, wird in den nächsten Jahren das Ziel von ‚Nordaufnahme’ bleiben.