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KUNSTWERK DES MONATS AUGUST 2013

Ehrenbürgerdiplom für Oberbürgermeister Leo Fürbringer

Vor 100 Jahren erhielt Oberbürgermeister Leo Fürbringer die Ehrenbürgerwürde der Stadt Emden verliehen. Sein Name steht bis heute für eine Ära, in der Emden aus einem Dornröschenschlaf erwachte und wieder zu einer bedeutenden Seehafenstadt wurde.

August Wagner (Zeichner)
Walter Schwalbe (Buchbinder)
Ehrenbürgerdiplom für Oberbürgermeister Leo Fürbringer
28.2.1913
Kolorierte Bleistift- und Federzeichnung, Lithografie, Büttenpapier, Leder, Messing
H: 50,8 cm; B: 68,7 cm (geöffnet)
Inv.Nr.: GS Kunst 64

Einen Tag nach seinem Ausscheiden aus dem Amt, am 28.2.1913, überreichten ihm der Magistrat und das Bürgervorsteherkollegium eine schmuckvolle, handgezeichnete und -geschriebene Urkunde.


 

Fürbringer war am 21.9.1843 im thüringischen Gera geboren worden. Der studierte Jurist bewarb sich 1875 auf das Amt des Oberbürgermeisters in Emden, der damals noch nicht in regelmäßigen Abständen von der Bürgerschaft gewählt wurde. Und so leitete Fürbringer 38 Jahre lang ununterbrochen die Verwaltung der Stadt Emden, bis er mit fast 70 Jahren in den Ruhestand verabschiedet wurde. Allerdings vertrat er nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges von August 1914 bis Februar 1916 seinen Nachfolger Wilhelm Mützelburg, der Wehrdienst leisten musste.


 

Die Urkunde besteht aus einem durch ein Vorsatzpapier, auf dem „Ehrenbürgerdiplom“ geschrieben steht, geschützten Doppelblatt, das mittels einer gelb-rot-blauen Kordel in einen mit Leder überzogenen Buchdeckel eingebunden ist. Am Ende der Kordel hängt eine aus Messing gearbeitete Siegelkartusche, in der das große Stadtsiegel – das Emder Wappen unter einer Kaiserkrone und umgeben von Rankenwerk mit der Umschrift SECRETUM CIVITATIS EMEDENSIS AD EAS (Siegel der Bürgerschaft Emdens zur Anwendung) – gelagert ist.
Auf der ersten Seite der Urkunde befindet sich oben links eine weitere Darstellung des Emder Wappens, dieses Mal von einer Jungfrau gehalten. Oben in der Mitte sieht man von einem erhöhten Standort auf den Ratsdelft, das Renaissance-Rathaus und den Stadtgarten. Oben rechts gestattet der Künstler – August Wagner, der auf der ersten Seite unten links signiert hat – einen Blick auf die Westmole mit dem Leuchtfeuer, an der ein von einem Schlepper gezogenes Handelsschiff vorbeifährt. Unter dem Wappen erkennt man die wenige Jahre zuvor errichtete Auguste Viktoria-Schule an der Ringstraße – damals die Höhere Töchterschule, heute das städtische Verwaltungsgebäude II.
Auf der zweiten Seite ist oben links die Nesserlander Schleuse und oben rechts der Bahnhof Außenhafen am Borkumanleger zu sehen. Unten links erblickt der Betrachter die Brikettfabrik im Emder Hafen, unten rechts ein Kriegsschiff, das aber nicht den von Fürbringer getauften Kleinen Kreuzer EMDEN darstellt. Ein Großteil der abgebildeten Bauwerke wurde während der Amtszeit Fürbringer errichtet.
Die dritte Seite bietet noch einen Blick von Süden auf Schreyers Hoek sowie in den Rats- und Falderndelft.
Die Mitglieder von Magistrat und Bürgervorsteherkollegium, die die Urkunde unterzeichnet haben, begründeten die Verleihung der Ehrenbürgerwürde folgendermaßen: „Wir Magistrat und Bürgervorsteher der Stadt Emden beurkunden hiermit, dass wir durch einmütigen Beschluss beider städtischen Kollegien vom 30. September und 3. Oktober v. Js. dem Oberbürgermeister dieser Stadt Herrn Geheimen Regierungsrat Leo Fürbringer Ritter Hoher Orden, Landschaftsrat der Ostfriesischen Landschaft, Mitglied des Hannoverschen Provinziallandtags und des Preussischen Abgeordnetenhauses etc. das Ehrenbürgerrecht der Stadt Emden verliehen haben als Zeichen unauslöschlicher Dankbarkeit für die hervorragenden Dienste, die er fast 38 Jahre lang in nie nachlassender Fürsorge dem von ihm geleiteten Gemeinwesen geleistet hat.
In diese 38 Jahre, die er seit dem 19. Juli 1875 bis heute in ratslosem Eifer für das Wohlergehen Emdens entscheidend gewirkt hat, fällt die Uebernahme des Emder Hafens durch die Königliche Staatsverwaltung, fällt der Ausbau des Innenhafens und die grosszügige Anlage des gegenwärtigen Ausenhafens [sic!], der jetzt durch den mächtigen Bau der neuen Schleuse und die Schaffung umfangreicher Hafenflächen den wachsenden Bedürfnissen entsprechend erweitert wird. Auf den Bau des Dortmund Ems Kanals hat er durch Wort und Schrift erfolgreich hingewirkt. Wesentlich seiner Energie dankt die Stadt ihre schon vor 25 Jahren geschaffene Abwässerung, die erst jetzt einer Erweiterung bedarf. Durch seine kluge und geschickte Vermittlung gewann die Stadt wertvollen Gebietszuwachs durch die Einpolderung grosser Wattflächen. Unter ihm und seiner führenden Mitwirkung kam das Interesse der Grossindustrie in der Anlage industrieller Werke zum Ausdruck, die jetzt anscheinend eine rasche Entwicklung der Stadt gewährleisten. In das Ende seines gesegneten Schaffens für das Wohlergehen der Stadt Emden, für das Aufblühen und Erstarken ihres Handels und ihrer Schiffahrt, fällt auch der Abschluss der Verhandlungen mit der Staatsregierung über die Einbeziehung des Preussischen Staatshafens Emden in den Weltverkehr, durch die Einrichtung direkter Fracht- und Auswanderer-Linien nach überseeischen Ländern. Hinter diesen wirtschaftlichen Erungenschaften [sic!] standen die kulturellen nicht zurück; das Schulwesen erfreute sich seines besonderen Interesses [.] An all diesen Werken und ihren Erfolgen hat Herr Oberbürgermeister Fürbringer mit grosser Sachkenntnis, Gewissenhaftigkeit und Treue mitgewirkt; in erster Linie als Oberbürgermeister, daneben als Vertreter der Stadt in der Landschaft zu Aurich, im Provinziallandtage zu Hannover und im Hause der Abgeordneten zu Berlin.
Ueberall galt sein Wort als dasjenige eines klugen und geschäftskundigen Mannes, der kein schöneres Ziel kannte, als das Wohl und das Gedeihen der Stadt, die unter seiner Leitung von 12000 Einwohnern auf 25000 anwuchs und seit dem Jahre 1885 einen eignen Stadtkreis bildet. Mit der Arbeitslust und nie erlahmender Arbeitskraft verband er eine wohlwollende Freundlichkeit gegen jeden Bürger und Einwohner, der sich Rat suchend an ihn wandte. Dafür dankt ihm die Stadt Emden für alle Zeit, und zur Bekundung dieses Dankes haben wir ihm das Ehrenbürgerrecht verliehen, worüber dies Ehrenbürgerdiplom von uns unter Beifügung des grossen Stadtsiegels ausgefertigt wird. Emden, den 28. Februar 1913. Der Magistrat. Die Bürgervorsteher“.
Wenige Tage nach seinem 80. Geburtstag starb Leo Fürbringer am 29. September 1923 in Emden.

Aiko Schmidt M. A.