NETZWERKPARTNER

Emden ist erste Reformationsstadt Europas

Ostfriesisches Landesmuseum Emden
Brückstraße 1 | 26725 Emden
Tel.: +49 (0)4921 - 87 20 58

Öffnungszeiten:
Di - So: 10:00-17:00 Uhr
Mo geschlossen sowie an Karfreitag, 24.12., 25.12. + 31.12. + 1.1.
Ostermontag, Pfingstmontag und am 26.12. geöffnet

UNSERE NÄCHSTEN VERANSTALTUNGEN

FREITAGS, 15:30 - 17:00 UHR
KIDS IN!
MITMACH-AKTIONEN FÜR KINDER AB 6 JAHREN

19. Februar - 24. März, Foyer und Familiendeck
Himmel auf Erden
Passionszeit mit Kindern und Jugendlichen

verlegt auf den 7. April - 11:30 Uhr
Oakfish mit MELANIE SCHULTE
Das Bremer Duo Oakfish in concert

Bewerbungsschluss: 30. April
Wir suchen dich! FSJ im OLME
Deine Chance für eine vielseitige und spannende Erfahrung

KUNSTWERK DES MONATS NOVEMBER 2004 (1)

Das Siegel der Friesen

Dieses Siegel des Upstalsboom-Bundes zählt mit seinen beeindruckenden 12,8 cm Durchmesser zu den größten mittelalterlichen Siegeln überhaupt. Es stammt von 1338 und wird heute im Pariser Nationalarchiv aufbewahrt.

Siegel der Friesen
Original: 1338
Nachbildung in Ton
Dm: 12,8 cm
Inv. Nr. NK 653

Die Umschrift am Rande des Siegels lautet: HIS SIGNIS VOTA SVA REDDIT FRISIA TOTA CVI CVM P[RO]LE PIA [SIT] CLEMENS VIRGO MARIA. Zu deutsch: Durch dieses Zeichen erfüllt ganz Friesland, dem die Jungfrau Maria mit dem göttlichen Knaben gnädig sei, seine Zusagen.
Schon mit dieser Umschrift wird deutlich gemacht, dass die heilige Maria als Beschützerin Frieslands betrachtet und verehrt wurde. Sie galt als Fürbitterin des Menschen bei Gott. Ihre Funktion als Schutzheilige Frieslands wird außerdem durch die Rolle des Zisterzienserordens gefördert worden sein, dessen Patronin Maria war. Wahrscheinlich wurde das Siegel Frieslands im Zisterzienserkloster von Ihlow aufbewahrt. Von dort könnte es zu den friesischen Versammlungen am Upstalsboom bei Aurich geholt worden sein, wenn nicht im Kloster selbst beurkundet wurde.
Betrachtet man das Bild, so fallen schon die beiden Figuren am unteren Rand auf, die Maria anbetend nach oben schauen. Es ist nicht sicher, um wen es sich dabei handelt, doch könnten es sehr gut jene Personen sein, die die Anfertigung des Siegels bezahlt haben, also die Stifter des Siegels. Zwei Weihekreuze unter dem gestuften Rundbogen könnten auf Geistliche deuten. Über dem spätromanischen Bogen thront in der Mitte Maria mit dem Lilienszepter in der einen Hand und den göttlichen Nachkommen mit dem anderen Arm haltend. Das Christkind ist durch einen Heiligenschein ausgezeichnet. Maria hat als Königin (mit Krone) natürlich die höchste Position auf dem Siegelbild. Auffallend sind die etwas kleineren und niedriger stehenden Krieger links und rechts von ihr. Die martialischen Gestalten sind durch ihre Haartracht als Friesen gekennzeichnet. Beide tragen schwere Kettenhemden und Rundschilde. Der linke Krieger führt ein Schwert in seiner rechten Hand, der andere führt eine Lanze mit seiner linken Hand. Trotz ihrer Waffengewalt blicken sie andächtig zur Madonna auf.
Insgesamt hat das Siegel der Friesen drei wichtige Aussagen: Ganz Friesland, von Westfriesland am Ijsselmeer bis zum nordfriesischen Land Wursten rechts der Weser wurde als ein zusammengehörendes Land betrachtet. Und dieses Land hatte sich unter die Schutzherrschaft Mariens gestellt. Die Krieger auf dem Siegelbild garantieren die Durchsetzung der friesischen Gesetze und Verträge, wie es die Umschrift des Siegels aussagt. So wusste sich das friesische Volk eingeordnet zwischen der irdischen Gewalt und dem himmlischen Reich.
Das ausgewählte Kunstwerk des Ostfriesischen Landesmuseums Emden ist nur eine Nachbildung des Pariser Originals. Dennoch stellt es eine prägnante Erinnerung an das mittelalterliche Selbstverständnis der Friesen dar, das im kommenden Jahr im neu gestalteten Landesmuseum zur Sprache kommen wird.

Dr. Hans-Peter Glimme