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Emden ist erste Reformationsstadt Europas

Ostfriesisches Landesmuseum Emden
Brückstraße 1 | 26725 Emden
Tel.: +49 (0)4921 - 87 20 50

Öffnungszeiten:
Di - So: 10:00-17:00 Uhr
Mo geschlossen sowie an Karfreitag, 24.12., 25.12. + 31.12. + 1.1.
Ostermontag, Pfingstmontag und am 26.12. geöffnet

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FREITAGS, 15:30 - 17:00 UHR
KIDS IN!
Programm für kreative Köpfe von 6 bis 10 Jahre

09 Uhr, 11 Uhr, 13 Uhr, 15 Uhr, 17 Uhr, 19 Uhr, 21 Uhr
Emder Glockenspiel
gespielt von Michael Schunk

Im Lichte der Menora.Sie waren Deutsche, Ostfriesen und Juden

Presseunterlagen

PRESSEUNTERLAGEN

Im Lichte der Menora.
Sie waren Deutsche, Ostfriesen und Juden

Formaldaten
Laufzeit: 07.06. - 23.08.2009

Ostfriesisches Landesmuseum Emden
Brückstraße 1
26725 Emden
Tel.: +49 (4921) 872058
Fax: +49 (4921) 872063
www.landesmuseum-emden.de
landesmuseum@emden.de

Öffnungszeiten:
Dienstag – Sonntag 10 – 18 Uhr

Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Emden und dem Arbeitskreis „Juden in Emden e.V.“ sowie überregionalen und privaten Leihgebern.

 

 

 

Inhalt der Unterlagen

Zur Ausstellung 2
Ausstellungsrundgang und Gestaltung 4
Eröffnungsveranstaltung 6
Begleitprogramm 7


Zur Ausstellung

„Das Vergessenwollen verlängert das Exil,
und das Geheimnis der Erlösung heißt Erinnerung.“
Jüdische Weisheit

„Wir alle, ob schuldig oder nicht, ob alt oder jung, müssen die Vergangenheit annehmen.
Die Jungen sind nicht verantwortlich für das, was damals geschah. Aber sie sind verantwortlich für das, was in der Geschichte daraus wird.“
Richard von Weizsäcker, 8. Mai 1985


Geistige Erleuchtung, Einsicht und die damit verbundene Lebensfreude sind die Werte, die mit der Menora verbunden werden.
Menora, der hebräische Name für „Leuchter , ist eines der wichtigsten Symbole des Judentums. Noch heute wird sie auch als ein Gleichnis für die Tradition und Kultur, für Offenheit und Toleranz eines Volkes verstanden.

Jahrhundertelang bestimmten Vorurteile das Bild, das sich die „rechtgläubigen“ Europäer von den unter ihnen lebenden Juden machten.
Diese Vorurteile leisteten dem Zivilisationsbruch der Shoa, dem Völkermord an den Juden Vorschub. Doch der Holocaust ist nicht die Summe der deutsch-jüdischen Geschichte. Über Jahrhunderte prägten Juden die Kultur ihrer Heimat und sie waren ein Fundament dieser Geschichte.

Jüdische Gemeinschaften sind in Ostfriesland seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts nachweisbar. Sie lebten vor allem in den Städten wie Leer, Emden, Aurich oder Norden. Ihre wirtschaftlichen Grundlagen waren über Jahrhunderte meist Kleinhandel, das Wechsel-, Münz- und Pfandleihgeschäft sowie das Handwerk des Schlachters. In der Seehafenstadt Emden kam das Kreditwesen hinzu. Im 17. Jahrhundert war Ostfriesland das einzige Gebiet in Nordwestdeutschland, in dem Juden geduldet wurden. Jedoch bestimmten weniger religiöse Toleranz, sondern eher monetäre Begehrlichkeiten diese Motive der Obrigkeiten.

Mit der ersten preußischen Zeit (1744 – 1806) wurde auch in Ostfriesland die restriktive preußische Gesetzgebung angewandt. Hohe Steuerbelastungen verschlechterten die wirtschaftliche Lage der Juden in Ostfriesland. Sie blieben bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts soziale Außenseiter, die ohne Bürgerrecht unter diskriminierenden Sondergesetzen leben mussten.

Angestoßen von der französischen Zeit und den preußischen Reformen, die in der Zeit der Restauration eingeschränkt wurden, folgte während der Zugehörigkeit zum Königreich Hannover (1815 – 1866) ein zögerlicher Ausbau ihrer bürgerlichen Rechte. Doch der Alltag wurde weiterhin durch Zurücksetzungen, Verbote und Ausschlüsse sowie Sonderregelungen bestimmt. Allmählich entstanden - inspiriert von den bürgerlichen demokratischen Idealen des 19.Jahrhunderts - neue, liberale Anschauungen unter Christen und Juden über ihr Miteinander.

Vor diesem sich langsam verändernden Hintergrund wuchsen die ostfriesischen Gemeinden. Ein Zeichen war 1827 die Einrichtung des Landrabbinats in Emden als geistliche und als Schulbehörde für Ostfriesland und später auch Osnabrück. Neue Synagogen als Orte der Andacht und des sozialen Lebens ersetzen Vorgängerbauten und verkündeten sichtbar ein lebendiges jüdisches Leben in Ostfriesland.

Lange Ansässigkeit, ein intensives Gemeindeleben, eine teils wohlhabende, meist jedoch eine bescheidene materielle Existenz und die weitgehend errungene Gleichstellung ließen bei der Mehrzahl der ostfriesischen Juden ein Heimatgefühl entstehen. Sie nahmen rege am gesellschaftlichen Leben teil. In der Weimarer Republik erfolgte die endgültige Gleichstellung: alle Karrieren und Schulen standen offen und in Wissenschaft, Kunst und Kultur leisteten Juden Bedeutendes.

In diese ihren jüdischen Wurzeln zwar verhaftete, aber an die christlich-bürgerliche Umwelt aktiv angepassten jüdischen Gemeinden trifft ab 1933 der zunehmende systematische Terror des NS-Staates. Mit der Reichspogromnacht am 9. November 1938 begann die sichtbare Vernichtung auch der ostfriesischen jüdischen Gemeinden.

Heute erinnern in den Gemeinden Friedhöfe und Gedenksteine an diese verlorene Kultur. Doch neben diesem Erinnern und Gedenken ist in Nordwestdeutschland wieder ein aktives jüdisches Leben – nunmehr gespeist aus neuen Wurzeln, doch die reiche Tradition bewahrend – entstanden.


Ausstellungsrundgang und Gestaltung
Rundgang

Nach einem Einleitungsraum zur Frage „Judentum: Was ist das?“ ergreift den Besucher den „Korridor der Erinnerung“. Hier befinden sich an den Fotografien aus dem Zeitraum um 1933. Durch den schmalen Korridor muss jeder Ausstellungsbesucher zweimal gehen: Beim Betreten sieht der Besucher Fotos aus dem Alltagsleben der jüdischen Menschen.
Die Wirkung: Ganz normale Menschen wie „Du und ich“, die in der Region gelebt haben. Beim Verlassen der Ausstellung wird die Wirkung der Bilder umgekehrt: nun mit dem Wissen über die Shoa und einer vernichteten und so verlorenen Kultur.

Diese Passage führt direkt zu den Einheiten der Religion und des Alltages. Die Mehrzahl der Objekte stammt hier aus dem 19. und 20. Jahrhundert und gibt einen Eindruck in das „reiche und mitunter glanzvolle“ und heute z.T. unbekannte Leben.

Beim Blick in die weiteren, nun sichtbaren Einheiten kann dann der Besucher bereits sehen, was der NS-Terror letztlich bewirkt hat. Es fehlen dreidimensionale Objekte nahezu völlig. So hat sich das Museums- und Gestaltungsteam entschlossen, diese Realität auch als Erlebnis provokant zu vermitteln: alle Dokumente und Fotografien sind als Reproduktionen ausgestellt. Einer lebendigen Kultur stehen die „Akten“ zur Ausgrenzung und der physischen Vernichtung gegenüber.

Doch es wird nicht nur diese Geschichte erzählt, denn die Besucher können verschiedene Aspekte des 400jährigen jüdischen Lebens in Ostfriesland kennen lernen. Vor dem Hintergrund der wechselnden politischen Herrschaften stehen formende Bezugnahmen des alltäglichen Lebens wie soziale Strukturen, Schulwesen, Vereinswesen etc. im Fokus. Veränderungen in diesen sozialen Netzen werden epochenübergreifend deutlich, ebenso das aktive Einleben in die „normalen“ Strukturen und ihre Veränderungen durch die jüdischen und nichtjüdischen Gesellschaften.


Neubeginn: Die jüdische Gemeinde zu Oldenburg
Kurz und prägnant – so widmet sich die Ausstellung der Erinnerungskultur und dem Neuanfang.

Die Wiederbelebung der Jüdischen Gemeinde zu Oldenburg nach der Shoa wurde im Jahre 1992 zum zweiten Male durch die Eintragung in das Vereinsregister offiziell. Sie ist auch die Heimatgemeinde für Menschen jüdischen Glaubens in Ostfriesland. Inzwischen ist die Gemeinde auf 300 Mitglieder angewachsen. Alle Feste, Schabbat-Gemeindegebete, Unterrichtseinheiten für Kinder und Erwachsene sowie geselliges Beisammensein sind wieder fester Bestandteil der Gemeindearbeit geworden. Lehre, Tradition und Religion sowie die Integration der zugewanderten Familien bleibt die primäre Aufgabe.


Zeugen berichten
Im Kinoraum in der 3. Etage werden für diese Sonderaustellung aufbreitete Interviews von Emder Juden, geführt von Gesine Jansen (Stadtarchiv Emden) und Prof. Dr. Siegfried Sommer (Fachhochschule Oldenburg, Ostfriesland, Wilhelmshaven) und bearbeitet von der in Emden geborenen und jetzt in Berlin arbeitenden Autorin und Filmregisseurin Birthe Templin zu sehen sein. Diese Interviews sind ein eindrucksvolles Zeitzeugnis für die erlebte Geschichte der Emder jüdischen Gemeinde.

 

Gestaltungsbüro
querformat, Hannover
© Katrin Bohley-Zittlau, Elisabeth D. Müller, Simone Schmidt, Katharina Winkler

Eröffnungsveranstaltung
07. Juni 2009, 11 Uhr, Johannes a Lasco Bibliothek
Dauer: ca: 100 Minuten

1. Gäste aus Israel
Ein besonderer Höhepunkt der Ausstellungseröffnung wird ein besonderes Grußwort von Frau Shiri Lupowich-Moses aus Israel sein. Frau Lupowich ist die Enkelin von Frau Gustel Moses-Nussbaum, Angehörige einer aus Emden vertriebenen jüdischen Familie.
Shiri Lupowich, die mit ihren Eltern Dorit und Gidon Moses erwartet wird, möchte dem Ostfriesischen Landesmuseum Emden und damit der Stadt Emden ein besonderes Geschenk überreichen.

2. Konzert
Ein Geschenk von Yaron Windmüller an die Bürger der Stadt Emden
Yaron Windmüller, geboren in Israel, bewegt sich in einem breitgefächerten Repertoire von Lied, Konzert und Oper, mit Werken der vorklassischen Zeit über Klassik und Romantik, bis zum Repertoire des 21. Jahrhunderts. Der Kosmopolit, den mit Deutschland wie mit Israel gleichermaßen eine „unglückliche Liebe" verbindet, ist in den Konzertsälen und auf den Opernbühnen dieser Welt ein gefragter Gast. Seit 2005 konzertiert er regelmäßig mit der international anerkannten ungarischen Konzertpianisten Orsolya Nagy.
Zur Aufführung kommen Werke von David Shimoni (1886-1956), Franz Schubert (1797-1828), Ferruccio Busoni (1866-1924), Robert Schumann (1810-1856) und Matti Caspi (* 1949 ).


Begleitprogramm
Ansprechpartner: Diethelm Kranz M. A.
Tel.: 04921 – 87 20 59
Fax: 04921 – 87 20 63
e-mail: landesmuseum@emden.de

Informationsveranstaltung für Lehrerinnen und Lehrer
Dienstag 09.06.2009 – 16:00 Uhr
mit Führung durch die Ausstellung
Eintritt: frei

Mitmach-Aktion für junge Besucher ab 10 Jahren
innerhalb des Ferienpass-Programms

Dienstag 07.07.2009 – 10:00-13:00 Uhr:
Trendel, Kreisel und anderes Spielzeug
Es wird gemeinsam gebastelt und gespielt
Teilnahmegebühr € 5,00 über das Ferienpassbüro zu entrichten

Lesung für Kinder – Führung durch die Ausstellung für Erwachsene
Samstag 01.08.2009 – 15:00 Uhr
Lesung jüdischer Kindergeschichten im Rummel
parallel wird eine Führung durch die Ausstellung für Erwachsene angeboten
Eintritt: frei

Öffentliche Führungen
Samstag 20.06., 04.07., 18.07., 01.08., 15.08.2009 – 15:00 Uhr
An fünf Samstagen bietet das Museum jeweils um 15:00 Uhr eine etwa einstündige öffentliche Führung durch die Sonderausstellung an.
Die Teilnahmegebühr beträgt € 2,00 zuzüglich Eintritt. Am 01.08. ist die Teilnahme parallel zur Kinderlesung gratis.


Abendveranstaltungen:
Samstag 20.06.2009 – 20:00 Uhr:
Tango non troppo

Tango non troppo - "nicht nur Tango", könnte in freier Übersetzung der Name des Ensembles lauten. Das Quartett in der ungewöhnlichen Besetzung Geige, Bratsche, Klavier und Kontrabass spielt eine bunte Melange aus Tango, Klezmer, Walzer und Swing.
Der besondere Schwerpunkt dieses Abends liegt auf der Klezmer-Musik. Das Ensemble hat eigens für das Konzert einige Klezmer-Klassiker neu arrangiert.

Davor, dazwischen und danach: Stücke aus eigener Feder.
Tango non troppo spielt in der Besetzung:
Michael Schunk, Violine, Komposition
Haldis Kuckuck, Viola
Henrike Reiners-Wohlberg, Kontrabass
Hauke Piper, Klavier, Komposition

Eintritt: € 8,00

Die Eintrittskarte ist zusätzlich gültig für einen Besuch der Sonderausstellung innerhalb der üblichen Öffnungszeiten (Di - So, 10:00 - 18:00 Uhr)

Samstag 15.08.2009 – 20:00 Uhr
Oliver Polak
„Ich bin Jude, ich darf das!“
Lesung mit dem Comedian und Buchautor

"Guten Tag, mein Name ist Oliver Polak, ich bin dreißig Jahre alt und ich bin Jude – Sie müssen trotzdem nur lachen, wenn es ihnen gefällt". Oliver Polak geht dorthin, wo es wehtut. Vor allem ihm selbst – der in Papenburg aufgewachsene Emsländer reflektiert lakonisch die gestrenge jüdische Lehre seiner herrischen Mutter und die anschließende Psychotherapie, referiert launig über seine doppelte Beschneidung oder den überstandenen Hodentumor und erklärt einleuchtend, warum Jamaikaner und Juden eigentlich dasselbe sind. Unorthodox, zwischen Zionismus und Zynismus, bewegt sich Polak im selbst erschlossenen Interpretationsspielraum der Tora – teils mit entwaffnender Drolligkeit, teils rabenschwarz pointiert.

Eintritt: € 8,00

Die Eintrittskarte ist zusätzlich gültig für einen Besuch der Sonderausstellung innerhalb der üblichen Öffnungszeiten (Di - So, 10:00 - 18:00 Uhr)


Donnerstag 20.08.2009 – 19:30 Uhr
Calvin und die Juden
Vortrag von Dr. Görge Hasselhoff
Innerhalb einer Veranstaltungsreihe der Evangelisch-reformierten Gemeinde Emden und des Ostfriesischen Landesmuseums Emden zum 500. Geburtstag des Reformators Johannes Calvin

In dem Vortrag soll der Frage nachgegangen werden, welche Position der Genfer Reformator sowohl zum biblischen als auch zum zeitgenössischen Judentum eingenommen hat. Hier ist eine merkwürdige Spannung festzustellen. Das biblische Judentum wird manchmal mit dem zeitgenössischen Judentum gleichgesetzt und andernorts als Chiffre für Glieder der Gemeinde, Altgläubige und andere verwendet.

Eintritt: frei