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Emden ist erste Reformationsstadt Europas

Ostfriesisches Landesmuseum Emden
Brückstraße 1 | 26725 Emden
Tel.: +49 (0)4921 - 87 20 50

Öffnungszeiten:
Di - So: 10:00-17:00 Uhr
Mo geschlossen sowie an Karfreitag, 24.12., 25.12. + 31.12. + 1.1.
Ostermontag, Pfingstmontag und am 26.12. geöffnet

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Programm für kreative Köpfe von 6 bis 10 Jahre

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Emder Glockenspiel
gespielt von Michael Schunk

Bewerbungsschluss: 30. April
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KUNSTWERK DES MONATS APRIL 2010

Gut beheizt durch die Nacht

Der diesjährige Winter zeigte sich von seiner kältesten Seite. Trotz Heizung kam deshalb sicher bei manchem die altbewährte Wärmflasche wieder in Gebrauch.

Bettpfanne – Bettwärmer
Messing; Kupfer; Gusseisen
2. Hälfte 19. Jahrhundert
L: 113,0 cm; B: 35,0 cm; H: 12,0 cm
Inv.Nr.: UM 200

In früherer Zeit waren die Menschen in der kalten Jahreszeit noch viel mehr auf zusätzliche Heizquellen angewiesen. Zu diesen Geräten gehörte der Bettwärmer, der vom 17. bis zum 19. Jahrhundert in Mitteleuropa, aber auch den USA, Kanada und Südafrika weite Verbreitung fand. Eine solche Bettpfanne befindet sich in der Sammlung des Ostfriesischen Landesmuseums Emden und kann in der Abteilung „Aus dem Fundus“ unter „Wärmen“ angesehen werden.
Der Bettwärmer besteht aus einer schüsselförmigen Pfanne mit Deckel, die eine Breite von 35 cm und eine Höhe von 12 cm hat. Der Deckel ist leicht gewölbt und mehrfach durchbrochen. Er ist wie bei den meisten Geräten dieser Art größer als die eigentliche Pfanne und greift über diese hinweg. An der Pfanne ist ein 113 cm langer Stiel befestigt, an dem sich drei Handgriffe befinden. Der Stiel ist recht lang und entspricht damit der jüngeren Variante des 19. Jahrhunderts, deuten doch Bettpfannen mit kurzem Stiel auf ein viel höheres Alter hin. Am Ende des Stiels ist eine bewegliche Öse angebracht, an der die Wärmepfanne repräsentativ in den Wohnräumen aufgehängt werden konnte. Gebrauchsgegenstände besaßen neben ihrer eigentlichen Funktion immer auch Bedeutung als Statusobjekte, denn ihr Wert sagte etwas über die Wohlhabenheit der Besitzer aus.
Dass dieses Gerät ebensolchen Zwecken diente, liegt nahe, besteht es doch aus wertvollen Materialien. Der Bettwärmer ist vollkommen aus Metall gearbeitet. Die eigentliche Pfanne besteht aus Kupfer, der Deckel und der Stiel aus Messing. Besonders Kupfer ist ein guter Wärmeleiter und war in höheren Gesellschaftsschichten im Alltag sehr beliebt. Die handwerkliche Herstellung als Treibarbeit im Gegensatz zur industriellen Fertigung anderer Wärmegeräte führt ebenso zu einer Aufwertung des Gegenstandes. Wegen ihres hohen Wertes konnten sich nur Menschen gehobener Stellung ein solches Gerät leisten. Arme Menschen nutzten erwärmte Ziegelsteine als Heizquelle.
Besonders für die Nachtruhe waren zusätzliche Heizgeräte unerlässlich, da die Schlafzimmer in früherer Zeit nicht beheizt wurden. Dies geschah erst mit dem Aufkommen der Zentralheizung im 20. Jahrhundert. Mit einer Bettpfanne konnte das Bett deshalb gut vorgewärmt werden. Dafür wurden glühende Kohlen, Torf oder Holzkohle in die Pfanne gefüllt. Wenn sich das Metall erwärmt hatte, schob man die Wärmepfanne zwischen Ober- und Unterbett hin und her. Die bei dem Verglühen des Brennstoffs auftretenden Gase entwichen durch die Durchbrüche im Deckel. Diese Tatsache war der einzige Nachteil eines solchen Bettwärmers. Andere Pfannen hatten geschlossene Deckel und wurden mit heißen Steinen oder Sand befüllt. Diese verfügten aber über eine geringere Wärmeleistung.
Außerdem sind diese Durchbrüche Bestandteil einer aufwändigen Verzierung. Den Deckel schmückt ein als Relief gearbeiteter Kranz aus Rankenwerk, in das sich die Aussparungen hervorragend einfügen und es zusätzlich betonen. Zur Verzierung gehört ebenso eine reliefierte Darstellung des Sündenfalls. Adam und Eva stehen neben dem Baum der Erkenntnis und Eva ist gerade dabei, Adam eine Frucht davon zu geben. Die Schlange windet sich um den Baum in der Mitte. Alle Figuren und Elemente sind sehr fein gearbeitet und enthalten aufwändige Details wie z. B. Gesichter und Haare bei den menschlichen Figuren. Von daher kann eine hohe Kunstfertigkeit des Handwerkers vermutet werden, die das ausgestellte Objekt um so wertvoller macht.

Caroline Schott M. A.