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Emden ist erste Reformationsstadt Europas

Ostfriesisches Landesmuseum Emden
Brückstraße 1 | 26725 Emden
Tel.: +49 (0)4921 - 87 20 50

Öffnungszeiten:
Di - So: 10:00-17:00 Uhr
Mo geschlossen sowie an Karfreitag, 24.12., 25.12. + 31.12. + 1.1.
Ostermontag, Pfingstmontag und am 26.12. geöffnet

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FREITAGS, 15:30 - 17:00 UHR
KIDS IN!
Programm für kreative Köpfe von 6 bis 10 Jahre

09 Uhr, 11 Uhr, 13 Uhr, 15 Uhr, 17 Uhr, 19 Uhr, 21 Uhr
Emder Glockenspiel
gespielt von Michael Schunk

Bewerbungsschluss: 30. April
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Rede des Emder Oberbügermeisters Georg Frickenstein am 10. Juni 1945

zum Tag der Befreiung am 8. Mai

Vor 75 Jahren endete der Terror der nationalsozialistischen Diktatur offiziell mit der bedingungslosen Kapitulation aller kämpfenden Truppen dieses Regimes. Europa war ein Trümmerhaufen und Leichenberge stapelten sich in den kurz zuvor von den Befreiungstruppen entdeckten Konzentrationslagern. Das war die Stunde Null unseres Nachkriegseuropas, Ausgangspunkt für die Welt, in der wir heute leben. Nach jahrelanger Unterdrückung, rassistischer Indoktrinierung, entmenschlichender Dogmatik, Verfolgung, Beraubung und Ermordung der eigenen Nachbarn, unzähligen perfiden Durchhalteparolen, Machtrhetorik, Propaganda und Rechtfertigung für das was nie zu rechtfertigen sein wird, herrschte plötzlich Stille. Etwa einen Monat nach diesem Schock durchbrach in Emden seit zwölf langen Jahren wieder die Stimme der Vernunft ihr Schweigen und jene Stille in Form der ersten Rede des Oberbürgermeisters Georg Frickenstein am 10. Juni 1945. Auf den Trümmern des Emder Rathauses verkündete er:

 

„Halten Sie Umschau! Überall, wohin wir sehen, ist unsere umschattete Erde mit Verwüstung und mit den schmutzigen Trümmern menschlicher Glückseligkeit bedeckt. Zu der Vernichtung des Lebens und der in stiller Arbeit durch Generationen aufgebauten Häuser ist eine völlige Verheerung des geistigen Besitzes getreten. Unser deutsches Volk glaubte diesen Besitz in langer Entwicklung angeblich für immer erworben zu haben. Es glaubte, daß es gegen die Brutalität der Leidenschaften, des Eigennutzes und der Dummheit gesichert sei. Auch das war eine Täuschung.

Eins sei vor der Geschichte ausdrücklich festgestellt: Die Nationalsozialisten kannten nach den Spielregeln der Demokratie zur Macht. Das Bu?rgertum stellte ihnen die Mehrheit, weil es die Demokratie, das gleiche Recht aller im Staat, nicht anerkennen, weil es in dem Arbeiter nicht den gleichberechtigten Staatsbu?rger sehen wollte. Das Unheil nahm seinen Lauf. Es bewahrheitete sich das alte Wort: »Das ist der Fluch der bösen Tat, daß sie fortzeugend Böses muß gebären«.“

(Auszug aus der Rede des Oberbürgermeisters Frickenstein gehalten von der Trümmerstätte des Emder Rathauses am 10. Juni 1945)

 

Als tragende Kulturinstitution dieser Stadt ist es uns, dem Ostfriesischen Landesmuseum Emden ein besonderes Anliegen, gerade in krisenhaften Zeiten, da vielfach nur die kalten Zahlen der Ökonomie, die erschreckenden Erkrankungszahlen und die strengen Beschränkungen unserer bürgerlichen Freiheiten im Vordergrund der öffentlichen Debatte stehen, an diesem Tage daran zu erinnern, dass nur eine aktive Kultur der Erinnerung, ein öffentlich gepflegtes Bewusstsein der Geschichte sowie ein manifestes Gedenken der Verbrechen jener Zeit den von Georg Frickenstein zitierten „Fluch der bösen Tat“ aus Friedrich Schillers Wallenstein brechen kann.

Wir möchten Ihnen allen daher in Erinnerung an diesen Neuanfang und als Mahnung an die Gegenwart jene weisen Worte unseres ersten Nachkriegsoberbürgermeisters als digitale Reproduktion aus unserer Sammlung zur Verfügung stellen:


Hier gehts es zum Link der Rede als PDF