NETZWERKPARTNER

Emden ist erste Reformationsstadt Europas

Ostfriesisches Landesmuseum Emden
Brückstraße 1 | 26725 Emden
Tel.: +49 (0)4921 - 87 20 50

Öffnungszeiten:
Di - So: 10:00-17:00 Uhr
Mo geschlossen sowie an Karfreitag, 24.12., 25.12. + 31.12. + 1.1.
Ostermontag, Pfingstmontag und am 26.12. geöffnet

UNSERE NÄCHSTEN VERANSTALTUNGEN

FREITAGS, 15:30 - 17:00 UHR
KIDS IN!
Programm für kreative Köpfe von 6 bis 10 Jahre

09 Uhr, 11 Uhr, 13 Uhr, 15 Uhr, 17 Uhr, 19 Uhr, 21 Uhr
Emder Glockenspiel
gespielt von Michael Schunk

Bewerbungsschluss: 30. April
Wir suchen dich! FSJ im OLME
Deine Chance für eine vielseitige und spannende Erfahrung

Gruß aus Emden und Ostfriesland

Frühe Ansichtskarten

21. September 2008 - 18. Januar 2009 Sonderausstellungsbereich

Ansichts- und Postkarten haben Konjunktur: Kaufanzeigen, Tauschbörsen und Auktionen mit teils erstaunlichen Erlösen zeugen davon ebenso wie eine wachsende Zahl von Veröffentlichungen. Die Ausstellung „Gruß aus Emden und Ostfriesland“ zeigt Ansichtskarten aus Emden und der Region mit Blick auf ihre kultur- und kommunikationsgeschichtliche Entwicklung bis zum Zweiten Weltkrieg. Veranschaulicht werden die Entstehungsgeschichte der „Correspondenz-Karte“, die Aspekte ihrer Nutzung – von der Grußsendung über Werbung bis zur Propaganda – und die Entwicklung eines ganzen Wirtschaftszweiges sowie die damit einhergehende Sammelleidenschaft. Außerdem ist die Ansichtskarte ein kompaktes Beispiel für die Geschichte der Drucktechnologien. Frühe ostfriesische Kunst- und Kitschpostkarten werden vorgestellt.
Ergänzung findet die Sammlung des Ostfriesischen Landesmuseums Emden von derzeit circa 3.000 Exemplaren durch Karten aus Beständen des Stadtarchivs Emden, der Sammlung der Emder Zeitung und der Leihgaben der Philokartisten Manfred Buhmann, Bad Bentheim, und Helmut Wiener, Frankfurt.

Die „Correspondenz-Karte“, das erste offene Kurznachrichtenmedium für handschriftliche Nachrichten, wird 1869 von der österreichischen Post eingeführt. Ein Jahr später setzt die deutsche Reichspost den diesbezüglichen Vorschlag des Generalpostdirektors Heinrich von Stephan um. 1872 führt die Festsetzung des Portos auf die Hälfte des Briefportos zu einem rasantem Anstieg im Versand der Karten. Ab 1873 heißt die Correspondenz-Karte offiziell Postkarte. Andere Länder Europas und die USA greifen das Format in den 1870er Jahren auf. Der Buchhändler August Schwartz aus Oldenburg verschickt 1870 die erste selbst gedruckte Correspondenz-Karte. Zeitgleich versieht und versendet Emil Pinkau aus Leipzig eine Karte mit dem Abdruck einer Landschaft. 1871 stellt der Göttinger Student Ludolf Parisius bebilderte Glückwunschkarten her. Ab 1872 werden privat hergestellte Postkarten von der Post zugelassen, die Produktion wird für Verlage und Druckereien zum einträglichen Geschäft, das Sammeln von Bildpostkarten zum Vergnügen für alle.

Mit den vielfältigen Motiven und der massenhaften Versendung wird die Bildpostkarte zum beliebten Sammelobjekt. Stadtansichten, Landschaften, künstlerisch gestaltete Karten und Motive für alle Anlässe führen Menschen aller Bevölkerungsschichten zum Sammeln von gesendeten und ungelaufenen Bildpostkarten. Sammelalben und Fachzeitschriften erfreuen zu dieser Zeit nicht nur die Philokartisten. 1914 verzeichnet der „Weltverband Kosmopolit“ auf fünf Kontinenten mehr als 13.000 Mitglieder. Nach dem Ersten Weltkrieg nimmt die große Sammelleidenschaft aufgrund der verminderten Qualität der Karten und
des Aufkommens anderer Bildmedien ab.

Zwischen 1890 und 1910 nimmt die deutsche Industrie zur Herstellung von Ansichtskarten eine führende Stellung auch im Export ein. Eine uns heute nicht mehr geläufige Vielfalt an Drucktechniken und -verfahren in Hoch-, Tief- und Flachdruck kommt zur Anwendung. Neben den schon seit langem aus der Reproduktionstechnik bekannten älteren Techniken wie Stahlstich, Radierung, Holzschnitt und Holzstich werden für Ansichtskarten zunächst Lithografien und Prägedrucke, dann zunehmend auf der Fotografie basierende Verfahren angewandt: Lichtdruck, Strichätzungen, Autotypien sowie Heliogravüren und reine Fotografien bzw. Bromsilberdrucke. Vor der Farbfotografie werden farbige Ansichtskarten entweder durch Kolorierung von Schwarzweiß-Fotografien hergestellt oder Drei- und Vierfarbdrucke nach Rasteraufnahmen gefertigt. Oftmals werden die Ansichten durch Retusche nachträglich verändert.

Die Professionalisierung in der Herstellung bebilderter Postkarten und die Freude am Verschicken und Sammeln führt zu einer großen Vielzahl von Motiven. Für verschiedene Bereiche erfüllt die Ansichtskarte ganz unterschiedliche, werbende oder politische Funktionen: Die Stadt Emden wird fotografisch dokumentiert, fast jedes Haus wird nicht nur aufgenommen, sondern gleich zum Ansichtskartenmotiv. Händler und Gastronome empfehlen ihre Geschäfte und Häuser per Postkarte. Wohlhabende Bürger beauftragen reisende Fotografen mit ihren tragbaren Kameras, den eigenen Immobilienbesitz und das Familienleben in kleinen Auflagen festzuhalten. Schnelle Produktion und Versand lassen bebilderte Nachrichten per Postkarte zu Ereignissen und Veranstaltungen zu. Der Hafen und die Schifffahrt werden auch für politische Propaganda genutzt. Und die gesamte Region wird für die ersten Sommerfrischler per Postkarte als Reiseziel erschlossen.

Ansichtskarten werden früh auch für die Abbildung von Kunstwerken genutzt. Das Sammeln von Kunstpostkarten wird für Kunstliebhaber ein bezahlbares Vergnügen und hilft Künstlern, ihren Bekanntheitsgrad zu erhöhen.
Mit der Einführung eines Textfeldes neben dem Adressfeld auf der Vorderseite der Postkarten haben Nachrichten zusätzlichen Platz und Ansichtskarten werden zum häufig eingesetzen Kommunikationsmittel. Ob Grüße, Einkaufslisten, Geschäftsaufträge, Liebesschwüre, Kurzmitteilungen, Berichterstattungen, reger Gedankenaustausch oder Pflichtpostkarten aus dem Urlaub – die Postkarte wird für vielfältigen Mitteilungsbedarf genutzt.

Aufgrund der Entwicklung neuer Technologien bekommt die Ansichtskarte Konkurrenz durch Fax, E-Cards im Internet oder per Mobilfunk versendete Bild- und Textnachrichten. Die Sammlung nach 1945
und die jüngere Entwicklung der Postkarte werden in einer zweiten Sonderausstellung des Museums aufgearbeitet.

Zur Austellung erscheint ein gleichnamiger Begleitband „Gruß aus Emden und Ostfriesland. Frühe Ansichten“; 228 S. mit zahlreichen farbigen Abbildungen zum Preis von 20,00 Euro.

 

 

Gefördert durch die Sparkasse Emden